Die SATW organisierte am 22. November ihr zweites Innovationsforum zu Bioplastik. Rund 20 Expertinnen und Experten aus Industrie und akademischer Forschung diskutierten in Bern, was die Schweiz zur Lösung des weltweiten Plastikproblems beitragen könnte.
Die Ausgangslage ist verworren: Kunststoffe gibt es quasi in allen Farben, Formen und Preissegmenten, und ihre Verwendungszwecke sind ebenso vielfältig. Während Verpackungsplastik sehr günstig und einfach hergestellt werden kann, ist die Herstellung von Spezialplastik ressourcen- und wissensintensiv. Dabei gibt es zwei Hauptprobleme: Erstens basiert das Gros des weltweiten Plastiks als Erdölprodukt auf nichterneuerbaren Ressourcen. Zweitens ergibt sich bei vielen Anwendungen, für die sich Plastik gut eignet, ein grosses Abfallproblem: Die meisten der für die Plastikproduktion verwendeten Polymere sind enorm stabil und zersetzen sich kaum. Es ist bedenklich, dass 46 Prozent aller Kunststoffprodukte noch im Jahr ihrer Herstellung im Abfall landen, wo in den meisten Fällen das Verbrennen dem aufwändigen Recycling vorgezogen wird. Die am Workshop anwesenden Expertinnen und Experten teilen die Sorgen um Verpackungsplastik und sind sich einig, dass etwas gegen die Folgeprobleme des weltweiten Plastikverbrauchs getan werden muss.
Seit den 1990er Jahren ist es möglich, Kunststoffe aus erneuerbaren Rohstoffen zu erzeugen. Seit geraumer Zeit können auch Kunststoffe hergestellt werden, die sich biologisch abbauen lassen: Sie werden durch Bakterien und Pilze zersetzt oder in industriellen Anlagen kompostiert. Beide Kunststoffarten – biobasierte und biologisch abbaubare – werden in der Kategorie Bioplastik zusammengefasst.
Die Diskussion der Fachleute hat gezeigt, dass der Handlungsspielraum der Schweizer Industrie im Zusammenhang mit Bioplastik beschränkt ist. Denn Bioplastik ist insbesondere für die Verpackungsindustrie von Interesse. Die Schweiz kann sich hier nur als Exportnation und Vorbild für nachhaltigen Lösungen positionieren, nicht jedoch als Produzent signifikanter Mengen. Eine Chance für die Schweiz sei aber der (noch kleine) Markt der Spezialanwendungen. Hier könne man ein Standbein aufbauen.
Die Frage, wie zumindest ein Teil des Plastiks durch Bioplastik ersetzt werden kann, und welche Chancen sich daraus für den Werkplatz Schweiz ergeben, treibt auch die hiesige Industrie um. Weil das Feld komplex und die Probleme verworren sind, sollen im nächsten Schritt Informationen gesammelt werden. «Eine solche Auslegeordnung kann dazu dienen, einen Überblick über die Probleme zu gewinnen und die Branche zu vernetzen», so SATW-Mitglied Hans-Peter Meyer, Initiant der Workshops und Leiter der Themenplattform Biotechnologie/Bioinformatik. Eine Vernetzung von Vertreterinnen und Vertretern der plastikverarbeitenden Industrie ist auch deshalb wichtig, weil es keine Branchenvertretung gibt und es an einer Vision fehlt, die Industrie und Forschung eint.
Claudia Schärer, Leiterin Früherkennung, Tel. +41 44 226 50 20, claudia.schaerer@satw.ch