Die SATW-Themenplattform Intelligent Manufacturing unter der Leitung von Prof. Anna Valente organisierte in Zusammenarbeit mit dem Swiss Innovation Park Biel/Bienne das 1. Swiss Robotics Forum, bei dem die Cobots die Hauptrolle spielten. Der Anlass richtete sich an Vertreter:innen aus akademischer Forschung und Industrie, aber auch an Hersteller von Cobots. Knapp 30 Teilnehmende diskutierten die Herausforderungen, denen sich Cobots auf dem Weg zu einem breiten Einsatz stellen müssen.
Anna Valente präsentierte zu Beginn die Ergebnisse einer Umfrage, die bei Arbeitnehmenden durchgeführt wurde und den Hindernissen beim Einsatz von Cobots auf die Spur kommen will. Es stellte sich heraus, dass die Arbeitskräfte im Umgang mit den Cobots nicht geschult sind und demnach bei der Fehlerbehebung anstehen. Ausserdem plagt sie das Gefühl, die Kontrolle über ihre Arbeit abzugeben und für Cobots ein Hindernis zu sein – das widerspricht den Erwartungen, die Kund:innen an Cobots haben. Was muss sich also ändern, damit Cobots weiterhin vom Management für die Effizienzsteigerung gekauft, aber dann auch tatsächlich eingesetzt werden?
Ein möglicher Ansatz, der im Fluently-Projekt verfolgt wird, ist die Entwicklung eines neuartigen Typs von Cobots: ein «beratender Roboter» namens Zenko. Ein solcher Cobot ist sich bewusst, wie der physische und psychische Zustand der Angestellten ist und macht entsprechende Vorschläge, welche sie annehmen oder ablehnen können. Die Informationen zum Zustand entnimmt Zenko momentan Messungen mit Wearables, die die Arbeitskräfte tragen und welche mit den Veränderungen in der Stimme abgeglichen werden. Hat Zenko erst ausgelernt, sind die Wearables überflüssig und er kann die Informationen direkt aus der Stimme der Arbeitsnehmenden entnehmen.
Aufwendige Programmierung entfällt, da der Cobot mit der Stimme gesteuert wird. Erste Versuche sind vielversprechend. Beratende Roboter wie Zenko schaffen den nahtlosen Übergang vom Industrie- zum kollaborativen Roboter, indem sie nicht nur Daten aus der Produktion und der Umgebung berücksichtigen, sondern auch von der bedienenden Arbeitskraft. Damit das Zusammenspiel optimal funktioniert, sollen die Anwender:innen in Zukunft zusammen mit dem Cobot eine Schulung in einer Trainingshalle durchlaufen, die sie an vier Stationen mit zunehmender Komplexität an die Aufgaben heranführt. Ein erster Prototyp nimmt demnächst an der SUPSI den Betrieb auf.
Ein zweiter wichtiger Baustein auf dem Weg zur besseren Akzeptanz von Cobots ist das Verständnis für den optimalen Einsatz des digitalen Gehilfen. Cyril Amez vom Hersteller Fanuc präsentierte sieben essenzielle Punkte, die beim Kauf eines Cobots berücksichtigt werden müssen und die bei den Teilnehmenden auf grosses Interesse stiessen. Passend zum Referat von Anna Valente wies auch Cyril Amez auf die Wichtigkeit hin, die Arbeitskräfte in den Prozess einzubeziehen und in der Firma die Neugier auf die Cobots zu wecken. Nur wenn der Gewinn für das physische und psychische Wohlergehen der einzelnen Arbeitnehmenden aufgezeigt werden kann, indem der Fokus auf den Menschen und nicht die Maschine gelegt wird, kann das volle Potenzial der Cobots genutzt werden.
Der Anlass hat gezeigt, dass das Interesse an der interdisziplinären Thematik gross ist und dass die SATW die ideale Partnerin für das angestrebte Community Building ist. Der gelungene Event ist als Startschuss für weitere Aktivitäten im Jahr 2023 zu sehen.
Die SATW hat vor Kurzem ein Factsheet zum Thema digitale Transformation veröffentlicht, das hier angesprochene Aspekte weiterführt: Faktor Mensch und Digitalisierung in den KMU der Fertigungsindustrie.