Die SATW-Expert:innengruppe Industrie 4.0 hat ein Framework für interdisziplinäre Projekte im Kontext von Industrie 4.0 erarbeitet. Dieses soll Partnern von Industrieforschungsprojekten dabei helfen, alle wesentlichen Faktoren für den Erfolg solcher Projekte im Auge zu behalten.
Industrie 4.0 vernetzt Menschen, Maschinen und Produkte. Eine intelligente Vernetzung ermöglicht Unternehmen beispielsweise die Optimierung interner Geschäftsprozesse, eine effizientere Produktion oder individualisierte Produkte und Dienstleistungen. Um dies zu realisieren, müssen aber eine Vielzahl von Faktoren unterschiedlicher Geschäftsbereiche berücksichtigt werden. Entsprechend wird das Thema in Forschungs- und Entwicklungsprojekten oft a priori als interdisziplinär eingestuft. Zweifelsohne kann der Einbezug von Expertisen aus unterschiedlichen Bereichen eine gesamtheitlichere Lösung hervorbringen. Viele Fragestellungen im Zusammenhang mit Industrie 4.0 können aber auch monodisziplinär angegangen werden.
Die SATW Expert:innengruppe Industrie 4.0 besteht aus Fachpersonen unterschiedlicher Schweizer Bildungs- und Forschungsinstitutionen und Disziplinen. Die Gruppe hat sich zur Aufgabe genommen, die Notwendigkeit für eine interdisziplinäre Vorgehensweise und die zweckmässige Gestaltung der Forschungszusammenarbeit im Bereich Industrie 4.0 zu untersuchen. Daraus ist das Framework «Gute interdisziplinäre Projekte im Kontext Industrie 4.0» entstanden. Dieser soll Beteiligten von Forschungsprojekten bei der Entscheidung unterstützen, inwiefern eine interdisziplinäre Bearbeitung der Problemstellung sinnvoll ist.
Interdisziplinäre Projekte bieten sich an, wenn die Forschungsfragen unterschiedliche Kompetenzen mit Forschungsrelevanz erfordert, die Projektpartner ihren Horizont erweitern wollen oder die Chance für Innovation erhöht werden soll. Generelle Aspekte des Projektmanagements wie Qualität, Kosten, Zeit und Koordinationsfähigkeit gelten auch für interdisziplinäre Projekte. Die Kommunikation ist aber tendenziell aufwändiger. Entsprechend wichtig ist die «richtige» Auswahl der Projektpartner.
Interdisziplinären Projekte haben mehr Potential für Überraschungen. Die Berücksichtigung zwischenmenschlicher Faktoren und eine faire Beteiligung an den Projektmitteln und Resultaten fördern einen positiven Projektausgang. Um für Forschungsprojekte mit der Industrie klare Rahmenbedingungen zu schaffen, sollten einige Vorkehrungen seitens der Industrie, der Forschungsinstitutionen und der involvierten Forschenden getroffen werden. Die Frage nach der Notwendigkeit der Interdisziplinarität steht in jedem Fall am Anfang.
Lukas Weiss, Prof. Dr. Christian Bodmer, Dr. Francesco Crivelli, Prof. Dr. Patricia Deflorin, Dr. Dominic Gorecky, Prof. Dr. Stefan Grösser, Prof. Dr. Björn Jensen, Prof. Dr. habil. Andreas Kunz, Lukas Müller, Prof. Dr. Nabil Ouerhani, Prof. Guido Piai, Prof. Andreas Rüst, Dr. Daniel Schmid, Dr. Bettina Schneider, Dr. Lars Sommerhäuser, Prof. Dr. Toni Wäfler.