AI Focus Day in Lugano: Die Schweiz als Standort für KI?

Künstliche Intelligenz 15:00

Am Dienstag, 25. Juni, lud Switzerland Global Entreprise zu einem Workshop in Lugano ein. Ziel war es, Argumente zusammenzutragen, weshalb die Schweiz ein guter KI-Standort ist. Die SATW war Partner für die Planung und Umsetzung des Events.

Am Dienstag, 25. Juni, lud Switzerland Global Entreprise zu einem Workshop in Lugano ein. Ziel war es, Argumente zusammenzutragen, weshalb die Schweiz ein guter KI-Standort ist. Die SATW war Partnerin für die Planung und Umsetzung des Events.

Über 30 Expertinnen und Experten für künstliche Intelligenz (KI) aus zahlreichen Firmen und Organisationen sowie Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Kantone folgten der Einladung ins Tessin. Sirpa Tsimal von Switzerland Global Entreprise (S‑GE) stellte die Mission von S‑GE sowie das Ziel des Workshops vor: Zu diskutieren, was die Schweiz von anderen KI-Standorten unterscheidet und Argumente auszuarbeiten, die helfen sollen, internationale KI-Unternehmen in die Schweiz zu holen. Manuel Kugler, Leiter Schwerpunktprogramm Künstliche Intelligenz, stellte danach die SATW und deren Themenplattform Künstliche Intelligenz vor. Letztere arbeitet gerade an einer Publikation, welche für die Schweiz strategisch wichtige Themenbereiche rund um KI erläutert.

Inputs von vier Fachleuten

Nach den einleitenden Worten folgten vier Kurzreferate. Prof. Andrea Danani vom Istituto Dalle Molle di Studi sull'Intelligenza Artificiale IDSIA in Lugano stellte das Institut und einige ausgewählte Forschungsprojekte vor. Eines der meistverwendeten neuronalen Netzwerke für long short term memory wurde vom IDSIA miterfunden. IT-Riesen wie Amazon, Apple, Google und Microsoft verwenden Algorithmen, die darauf beruhen und erzielen damit grosse Gewinne. Anschliessend folgte Prof. Hervé Bourlard vom Idiap Research Institute in Martigny und Mitglied der SATW Themenplattform Künstliche Intelligenz. In seiner lebhaften Rede zeigte er unter anderem auf, dass KI-Forschung nach wie vor harte Arbeit ist und Fortschritte viel Zeit brauchen, trotz beachtlicher Erfolge in jüngster Zeit. Dr. Gundula Heintz Bürki präsentierte die Swiss Alliance for Data-Intensive Services, ein nationales thematisches Netzwerk der Innosuisse. Es operiert an der Schnittstelle von Forschungsinstitutionen und Firmen und unterhält Expertengruppen, die verschiedene Themen im Bereich Datenwissenschaften bearbeiten. Schliesslich stellte Daniel Kohler die Vision der Mindfire Foundation vor: Ein genereller Problemlösungsservice, der sich auf ein globales Netzwerk von Talenten sowie ein globales Labor für Robotik und KI stützt, welche wiederum über eine Online-Plattform in Verbindung stehen. Mit Hilfe dieser drei Elemente sollen alle möglichen kommerziellen Anfragen bearbeitet und Probleme gelöst werden. Angekündigt wurde bereits eine systematische Zusammenarbeit mit der Universität Zürich. Man darf gespannt sein.

Why Switzerland?

In der Break-out Session sollten dann Argumente ausgearbeitet werden, um die Schweiz als bevorzugten Standort für KI-Unternehmen optimal zu positionieren. Drei konkrete Investorenprofile von Firmen, welche S-GE dazu bewegen möchte, in die Schweiz zu kommen, dienten als Rahmen für die Diskussion. Gesucht wurden spezifische Standortfaktoren im Bereich Forschung und Arbeitskräfte, mögliche Kunden oder Geschäftsfelder, aber auch allfällige Hindernisse wurden diskutiert. Wer sind mögliche Konkurrenzländer? Wer beeinflusst die KI-Entwicklung aktuell besonders? Welche Rolle kann die Schweiz in der globalen Entwicklung einnehmen? Und welche Firmen sollten unbedingt hierherkommen? Die Antworten darauf galt es, prägnant zu formulieren und mit persönlichen Geschichten zu verknüpfen.

Spannendes Teilnehmerfeld

Die gute Gruppendurchmischung mit Vertreterinnen und Vertretern des Bundes und der Kantone, von Grossfirmen oder Start-ups sowie Forscherinnen und Forschern ergab spannende Diskussionen und wertvolle Erkenntnisse. Eine Herausforderung war, nicht zu allgemeingültige Punkte, sondern KI-spezifische Argumente zu nennen. Nichtsdestotrotz sind der hohe Schweizer Lebensstandard und die solide Grundbildung der Bevölkerung natürlich auch für KI-Firmen interessant. Auch können sie von der Schweizer Neutralität und einer pragmatischen Gesetzgebung profitieren. Besonders hervorzuheben sind die zentrale geographische Lage und die gute verkehrstechnische Vernetzung. Die gute Infrastruktur hinsichtlich Internetzugang und Energieversorgung ist ebenfalls bemerkenswert. Sprachliche Diversität ist in der Schweiz selbstverständlich und mit Englisch kommt man sehr gut zurecht – eine wertvolle Voraussetzung für international tätige Unternehmen. Die Schweiz bietet zudem ein enorm dichtes Netzwerk qualitativ hochstehender Forschungseinrichtungen, die sich mit KI beschäftigen. Die interdisziplinäre Herangehensweise wie auch der geförderte Technologietransfer zwischen Hochschulen und Industrie sind weitere Vorteile. Es gibt zahlreiche Gefässe, welche Startups unterstützen. Schliesslich beherbergt die Schweiz namhafte Unternehmen, die in ihren Branchen führend sind und auch beim Thema KI zu den Pionieren gehören.

Ein starkes Netzwerk

Abschliessend bedankte sich Sirpa Tsimal, die durch den Nachmittag führte, nochmals bei allen Anwesenden. Die Veranstaltung diente auch dem «Community-Building» und das Teilnehmerfeld war hochkarätig. Entsprechend ist ein Ziel für die Zukunft, den Austausch innerhalb der Gruppe weiterzupflegen. Eine erste Möglichkeit dazu bot der gemeinsame Ausklang beim Apéro. Inwiefern die erarbeiteten Ergebnisse dabei helfen werden, KI-Firmen in die Schweiz zu bringen, wird sich zeigen. Der Anlass kann aber sicherlich als Erfolg gewertet werden und die Reise ins Tessin hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Kontakt:

Manuel Kugler, Leiter Schwerpunktprogramme Advanced Manufacturing und Künstliche Intelligenz, Tel. +41 44 226 50 21, manuel.kugler(at)satw.ch