Dialogplattform «Schweizer Holzbasierte Bioökonomie»

Energie und Umwelt 15:09

Am 5. Juni 2023 trafen sich Expert:innen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft um den ersten Entwurf des Positionspapiers «Schweizer Holzbasierte Bioökonomie» zu diskutieren, welches gemeinsam vom Swiss Wood Innovation Network S-WIN, der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften SATW und dem Schweizer Koordinationsausschuss für Biotechnologie SKB erarbeitet wird. Wichtige Diskussionspunkte waren die Verfügbarkeit von Holz als Rohstoff für eine Bioökonomie in der Schweiz und die Auswirkungen aufs Klima.

Autor:innen:  
Kristina Loike (S-WIN), Hans-Peter Meyer (SATW), Roland Wohlgemuth (SKB) 

Holzressourcen in der Schweiz: Das nutzbare Potenzial ist nicht massgebend. Das tatsächliche Wachstum ist wichtig. Wenn man die Ressourcen der zur Verfügung stehenden holzigen Biomassen ausrechnen möchte, ist nicht das nutzbare Potenzial sondern das tatsächliche Wachstum der Holzressourcen massgebend. Da nur ca. 45 % dessen, was zuwächst, genutzt wird, gibt es noch sehr viel nutzbares Potenzial im Wald und bei Altholz. Im Extremfall wird von bis zu 8’695'000 fm (Festmeter, diese Einheit entspricht einem Kubikmeter (1 m³) fester Holzmasse ohne Zwischenräume) ausgegangen, in der Form von ungenutztem Zuwachs, Industrieholz, Energieholz und Restholz.  

Wenn das ungenutzte Potenzial nicht mobilisiert wird, verrotten die Bäume und das gebundene CO2 im Wald und es ist für das Klima irrelevant, ob das CO2 durch natürliche Verrottungsprozesse oder durch die Verbrennung von Holz gebildet wird. Das Rest- und Altholz verdient unsere Aufmerksamkeit, die Mengen machen es aus. 

Langlebige CO2 Speicherung hat Priorität. Der Fokus soll auf Produkten liegen, welche CO2 über eine sehr lange Zeit speichern. Holz in langlebigen und reparierbaren Produkten wie Baustoffe oder Möbel ist gegenüber der Verwendung von Holz als Energiequelle in erster Verarbeitungsstufe zu bevorzugen.  

Da grossvolumige und tiefpreisige Produkte wie Lösungsmittel, chemische Building Blocks, oder Biotreibstoffe aus Holz in der Schweiz nicht nachhaltig und ökonomisch sinnvoll herstellbar sind, sind hochwertige Produkte mit an die Schweiz angepassten Volumina anzustreben. Biokohle / Biochar ist als Langzeitspeicher durchaus interessant, aber Aspekte der Regulierung und weitere Forschung zu den Anwendungen müssen näher betrachtet werden. 

Wichtigen Faktoren, die für mögliche Produktionen zu berücksichtige sind, betreffen:  

  • Transport (über 100 km erschweren die Verwertbarkeit) 

  • Verfügbare Menge in guter und reproduzierbarer Qualität 

  • Wirtschaftlichkeitsberechnung (Investitionen, Betriebskosten, Materialkosten) 

Eine Reihe von innovativen Schweizer Firmen ist derzeit in verschiedenen Bereichen der holzbasierten Bioökonomie aktiv und verwendet holzbasierte Rohmaterialien aus dem EU-Raum.  

Auf EU-Ebene laufen folgende Initiativen im Kontext der holzbasierten Bioökonomie: 

  • Circular Economy Action Plan  

  • New European Bauhaus von Ursula Van der Leyen (70 % der bestehenden Gebäude in Europa müssen renoviert werden) 

  • Wood Circus (erste Transformationsprozesse der Holzindustrie, wie Sägeindustrie und Holzwerkstoffproduktion: Publikationen

  • WoodPoP (Plattform der öffentlichen Hand zur Schaffung einer besseren Abstimmung in der Gesetzgebung für die holzbasierte Kreislaufwirtschaft)  

  • Bioregions (Status der verfügbaren forstlichen Biomasse und aktiven Akteure)  

Feedback, Input, und Fragen zur Zukunft und den Arbeitsthemen der holzbasierten Bioökonomie in der Schweiz sind sehr willkommen (Kontakt: info@s-win.ch).  

Dieser Blogbeitrag ist bereits bei S-WIN erschienen.