Herr Hämmerli, warum wurde diese Forschungsübersicht erstellt?
Die Forschung in der Schweiz wird im Wesentlichen von der Eigeninitiative der Forscher geleitet: Sie schlagen Forschungsthemen vor und bieten dann auf Konferenzen und in wissenschaftlichen Arbeiten Forschungsbeiträge zu diesen Themen an. Es gab noch nie einen umfassenden Überblick über die Forschungsaktivitäten in der Schweiz. Uns fehlt auch ein Fokus auf potenzielle Schwerpunktbereiche, die für die Schweiz wichtig sind oder in Zukunft sein werden.
Die Forschungsübersicht stellt einen ersten Schritt in diese Richtung dar.
Sie wurde vom Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) initiiert und unterstützt. Die SATW hat sie für die interessierte Öffentlichkeit überarbeitet und veröffentlicht sie nun.
Worin sehen Sie die größten Vorteile der Forschungsübersicht?
Sie zeigt die Vielfalt und den Umfang der Aktivitäten in der Schweiz im Bereich Cybersicherheit. Die konkreten Vorteile für die Schweiz sind derzeit noch begrenzt , aber ein koordinierter Ansatz und der Aufbau einer Gemeinschaft könnten eine deutlich größere Wirkung erzielen. Weitere detailliertere und formellere Arbeiten werden voraussichtlich folgen.
Welche Interessengruppen im Bereich Cybersicherheit werden von dieser Forschungsübersicht profitieren?
Im Grunde alle Interessengruppen, da dies der erste Katalog dieser Art ist. Er wird es uns ermöglichen, unsere Vernetzung zu verbessern, neue Ideen anzuregen und einen Schweizer Sicherheitsgeist zu entwickeln.
Welche persönlichen Erkenntnisse haben Sie aus dieser Forschungsübersicht gewonnen?
In der Schweiz haben wir eine große Anzahl fantastischer Experten auf dem Gebiet der Cybersicherheit. Start-up-Unternehmen wie ublox oder qnective zeigen beispielsweise, wie fähig wir in der Schweiz sind, ein hohes Maß an Erfolg zu erzielen. Wir wollen dieses Potenzial hervorheben und fördern, um die Branche anzukurbeln. Die Schweiz verfügt über die erforderlichen Voraussetzungen für eine hervorragende Hochschulbildung.
Was wünschen Sie sich für die nächsten Ausgaben der Forschungsübersicht?
Mehr Details und die volle Mitarbeit derjenigen, die derzeit kein besonderes Interesse zeigen. Die Informationen in der ersten Ausgabe basieren auf Selbstauskünften. Eine seriöse Bewertung der Fähigkeiten und der geförderten Projekte durch Zweit- und Drittparteien würde die Forschungsübersicht verbessern. Sie sollte auch mehr reine Swissness zeigen.
Sie sind für das Schwerpunktprogramm Cybersicherheit der SATW verantwortlich: Was ist das Ziel?
Es gibt vier allgemeine Ziele: 1. Cybersicherheit erhält nationale Aufmerksamkeit und finanzielle Investitionen werden gefördert/unterstützt. 2. Die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Entwicklung wird erleichtert. 3. Neue Expertennetzwerke werden gebildet. 4. Die Bemühungen der SATW im Bereich Cybersicherheit werden in der Schweiz wahrgenommen und geschätzt.
Die Cybersicherheit birgt versteckte Gefahren, die oft unterschätzt und aus finanziellen Gründen nicht angegangen werden. Der daraus resultierende Schaden ist enorm – das WEF schätzt ihn weltweit auf insgesamt 5 Milliarden Franken pro Jahr – und kann nicht rückgängig gemacht werden, wenn er einmal eingetreten ist. Wir setzen uns für rechtzeitiges Handeln ein.