Im Programm Food 4.0 begleiten die Akademien der Wissenschaften Schweiz unter dem Lead der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften SATW innovative Projektideen, die ganz am Anfang der Entwicklung stehen. Gefördert werden insbesondere Projekte, die neue Perspektiven für eine erfolgreiche Entwicklung des Schweizer Ernährungssystems aufzeigen.
In einem der unterstützten Projekte arbeiten Wissenschaftler:innen des Labors für nachhaltige Materialien der EPFL unter der Leitung von Prof. Tiffany Abitbol mit Nebenprodukten der Tofu- und Sojamilchproduktion. Sie untersuchen, wie diese Produkte – in der Fachsprache Okara genannt – die heute häufig in der Tierernährung oder im Abfall landen, mittels essbarer Pilze fermentiert und so für die menschliche Ernährung genutzt werden können.
Ein weiteres Projekt, unter der Leitung von Dr. Adrian Tica des Instituts für nachhaltige Lebensmittelverarbeitung an der ETH Zürich, entwickelt ein Modell des maschinellen Lernens, um bakterielle Kontaminationen in Lebensmitteln besser zu erkennen. Damit leistet es einen Beitrag zur Vermeidung von Food Waste und für einen verbesserten Einsatz der Digitalisierung in Unternehmen.
Um das Thema Gesundheit geht es im Projekt der Vereinsbrauerei Brewdaz in Zürich: Diese will ein alkoholfreies Bier ohne Zucker produzieren und somit eine gesunde Alternative zum herkömmlichen, alkoholfreien Bier auf den Markt bringen. Zucker wird in diesem Getränk durch wasserlösliche Nahrungsfasern (NFs) ersetzt. NFs verursachen allerdings u. a. unerwünschte Trübungen oder einen ungewöhnlichen Beigeschmack, weshalb bis dato keine solchen Produkte auf dem Markt erhältlich sind. Ein grundlegendes Verständnis der Zusammenhänge zwischen NFs und Mundgefühl wird in diesem Projekt erarbeitet und ein erster Marktprototyp umgesetzt.
Die Projekte der ersten Ausschreibungsrunde des Food 4.0-Programms sind bereits abgeschlossen und die Projektresultate liegen vor. So konnte von einem Team der Agroscope unter der Leitung von Helena Stoffers ein neuer Käse aus Lupine und Kuhmilch produziert werden. In Konsumententests stiess das Produkt auf positive Rückmeldungen und hat das Potential, in lokalen Käsereien weiter produziert zu werden. Dr. Kim Mishra der Vereinsbrauerei Brewdaz konnte in seinem Projekt aufzeigen, dass Malztreber – ein Nebenprodukt aus der Bierproduktion – ohne Weiteres als Lebensmittel verwendet werden kann und nicht als Tierfutter enden muss. Dank eines Projekts von Dr. Claudio Beretta der ZHAW besteht nun ein Massenfluss- und Ökobilanz-Modell, mit dem Massnahmen zur Reduktion von Food Waste priorisiert werden können. Zum Einfluss der Ernte auf den unerwünschten Beany Flavor bei Erbsen konnten Dr. Christoph Denkel der BFH und sein Team wichtige Erkenntnisse gewinnen.
Der europaweite Trend zu billigen Lebensmitteln setzt in der Schweiz gerade kleinen und mittelgrossen Betrieben zu. Sie müssen in der Regel höhere Löhne und höhere Produktionskosten zahlen als ihre Konkurrenz im Ausland und geraten dadurch ins Hintertreffen. Um das Schweizer Ernährungssystem zu stärken und für die Zukunft zu rüsten, hat der Bund die Akademien der Wissenschaften Schweiz beauftragt, transdisziplinäre und innovative Projekte zu fördern.
Die Schweiz ist auf bestem Weg, sich zu einem führenden Foodtech-Standort zu entwickeln. Dazu tragen unter anderem der Schweizer Erfindergeist bei, die lebendige Szene von Start-ups und Spin-offs sowie die kompetitive Forschung, die gut mit der Industrie vernetzt ist. Die sechs Projekte, die nun auserkoren wurden, sind Ausdruck dieser Dynamik.
Wenn Sie mehr über diese Entwicklung erfahren möchten, vermitteln wir Ihnen gerne ein Projektteam oder Expert:innen aus unserem Netzwerk.