Aufgezeichnet von Caspar Türler
Als ich den Flyer des Programms sah, war ich in der vierten Klasse der Scuola Media (entspricht 2. Sekundarklasse in der Deutschschweiz) und musste mir Gedanken über die Zukunft machen. Ich schrieb mich ein, weil ich die Gelegenheit nutzen sollte, um aus erster Hand zu sehen, wie Profis im Bereich der Technik arbeiten.
Denn ich wollte herausfinden und verstehen, ob die Welt der Wissenschaft und Technik wirklich diejenige ist, die am besten zu mir passt. Da sich das Projekt an Mädchen richtet, gab es mir zusätzlich das Gefühl, dass die Aktivitäten für mich interessant sein würden.
Als Professorin an der Fakultät für Informatik bin ich quasi Berufsmentorin. Ich habe viele junge Frauen sehr gerne auf ihrem Werdegang begleitet. Ich mache es immer noch, weil ich die Leidenschaft weitergeben möchte, mit der mir meine Eltern und Lehrer:innen meinen eigenen Weg der Entwicklung und des Lernens ermöglicht haben.
Es war eine grosse Freude Valentina zu betreuen, da sie vom ersten Treffen an neugierig und interessiert war. Ich konnte mich gut in sie und ihre Fragen hineinversetzen, obwohl oder gerade, weil sich die Welt seit meiner Jugend unglaublich verändert hat. Heute wachsen wir nicht nur mit, sondern schon fast in der Technik auf. Um herauszufinden, welchen Einfluss das auf das Leben hat, beschäftige mich besonders mit der Interaktion zwischen Kindern und Maschinen.
Monica: Valentina hat über ihre Zeit im Mentoring eine Präsentation ihrer Highlights mit Fotos und Text gemacht. Das ist ein grossartiger Rückblick – auch ich habe mit ihr viel Neues entdeckt. Wie ihr hat mir der Besuch im Ideatorio, dem Ideenlabor der USI mit seinem Planetarium sehr gefallen, weil es bei den Mädchen ein spürbares Interesse geweckt hat. Alle Treffen während des Swiss TecLadies Mentoring-Programms waren wirklich gut organisiert und boten hervorragende Möglichkeiten für einen bereichernden Austausch.
Valentina: Das Programm war sehr nützlich für mich, weil ich für mich mit verschiedenen Expert:innen klären konnte, welche Studiengänge, Berufe, Branchen und Arbeitsbereiche mich am meisten anregen. Es war super, von einem Erwachsenen mit ausgezeichneten wissenschaftlichen Kenntnissen begleitet in ganz neue Gebiete vorzustossen. Vor allem wurden mir in den Workshops und Betriebsbesuchen die vielen Möglichkeiten bewusst, die mir diese Welt bietet.
In der Musik und im Sport habe ich Vorbilder, z.B. im Volleyball, wo ich selber als Angreiferin aktiv bin. Ich bin noch jung und kenne darum in der Arbeitswelt kaum weibliche Persönlichkeiten, die im Laufe ihres Lebens von Bedeutung waren. Ausser vielleicht Marie Curie, über die wir in der Scuola Media gesprochen haben und die mir ein Vorbild ist. Sie war die erste Frau, die einen Nobelpreis in Physik und später auch in Chemie erhielt.
Durch meine Mentorin und die Programmaktivitäten habe ich von vielen weiteren Pionierinnen gehört. Der Gedanke, dass so viele Frauen so interessante Entdeckungen gemacht haben, hinter denen aber auch so viel Arbeit steckt, ermutigt mich, selbst Studien und Arbeiten zu unternehmen, die gesellschaftsrelevant sein können.
Weder vorher noch jetzt habe ich präzise Vorstellungen von meiner Zukunft. Aber sicherlich hat mir die Betreuung durch Frauen, die technisch-naturwissenschaftlich arbeiten, meine Eignung für diese Themen bestätigt. Ich hatte schon immer eine große Leidenschaft für naturwissenschaftliche Themen, aber jetzt bin davon überzeugt, sie zu meinem Beruf zu machen.
Besonders gefallen hat mir der Besuch in den Labors des Instituts für Neurowissenschaften EOC in Bellinzona. Viele dieser Arbeitsplätze und Spezialist:innen waren sehr interessant und beschäftigten sich mit speziellen Experimenten/Themen, wie z.B. die Verwendung des 3D-Druckers für Prothesen, die Untersuchung von Zellen, die Extraktion von DNA.
Es war toll, die reale Arbeitswelt in einem Labor kennenzulernen. Dadurch hat sich mein vorhandenes Interesse am Gehirn um Einiges verstärkt. Ich kann mir gut vorstellen, Neurowissenschaften zu studieren und mich beruflich in diesem Forschungsgebiet zu etablieren.
Erfolg wird auch Talenten nicht in den Schoss gelegt. Er hat viel mit Interesse und Mut zu tun. Wer wirklich an etwas interessiert ist, der hat auch Durchhaltewillen. Etwas vom Allerwichtigsten ist deshalb, Engagement zu zeigen, von Leidenschaft angetrieben zu werden und nicht gleich bei der ersten Schwierigkeit das Handtuch zu werfen. Warum soll man sich von Schwierigkeiten nicht abschrecken lassen? Weil es die Überwindungen von Schwierigkeiten sind, die uns wachsen lassen!
Es wäre wirklich schön, wenn es in Wissenschaft und Technik mehr Frauen gäbe und mehr Menschen, die aus verschiedenen Richtungen und Disziplinen kommen. Und wenn mehr Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelegt würde.
Das nächste Mentoring-Programm von Swiss TecLadies startet im September 2024. Junge Frauen können sich bis zum 26. April 2024 auf tecladies.ch registrieren, um sich einen der 100 begehrten Plätze im schweizweit einzigen Mentoring-Programm dieser Art zu sichern. Von September 2024 bis April 2025 werden die Teilnehmerinnen von erfahrenen Mentorinnen persönlich betreut und erhalten einen umfassenden Einblick in die Welt der Technik, Informatik und Naturwissenschaften.
Sie können aus einer Vielzahl von Aktivitäten wählen und lernen spannende junge Frauen aus der ganzen Schweiz kennen. Nach erfolgreichem Abschluss des Programms erhalten die Mentees ein Zertifikat und werden Mitglied des Swiss TecLadies Netzwerks.