Angesichts des Innovationsmotors und der enormen wirtschaftlichen Bedeutung der Schweizer Pharmabranche fand zum Swiss Biotech Day eine Podiumsdiskussion statt, die sich mit der Frage beschäftigte, wie die «Nachhaltigkeit entlang der pharmazeutischen Wertschöpfungskette» in der Schweiz vorangetrieben werden kann. Roche, Lonza, Pheida, die ETH Zürich, die SATW sowie die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft «Circular Carbon for Chemistry (ccLoop)» waren sich einig, dass Nachhaltigkeit zu einem zentralen strategischen Ziel für die Branche in der Schweiz werden muss. Die Diskussionsteilnehmer:innen befassten sich mit der Herausforderung der Nachhaltigkeit. Es ging um Fragen, wie ein grüner Übergang schneller erreicht werden kann oder wie Anwendungen der industriellen Biotechnologie die Leistung der Industrie, die Energieeffizienz und den Produktwert verbessern und gleichzeitig tragfähige nachhaltige Lösungen zum Schutz unserer Umwelt hervorbringen können. Die Schweiz ist führend in der Arzneimittelentwicklung und -herstellung. Indem mehr Energie und Ressourcen auf die Nachhaltigkeitsgleichung verwendet wird, stellt sie sicher, dass sie weiterhin führend bleibt und die Welt grüner wird.
Bei der Nachhaltigkeit ist es wie beim Verzehr eines Elefanten – dieser erscheint riesig und wir müssen ihn zerlegen, um die Aufgabe zu bewältigen. Die Gefahr ist immer, dass wir von einer Herausforderung so überwältigt sind, dass wir nichts tun und uns auch keine Ziele setzen. Aber wie beim Elefanten ist es bei der Nachhaltigkeit: Es wird Zeit brauchen, aber fangen wir mal an.
Letztlich wird jedes Vorhaben durch die Leidenschaft und die Fähigkeiten derjenigen Personen zum Erfolg, welche das Vorhaben umsetzen. Das Engagement beginnt also bei jedem Einzelnen von uns, und wir müssen tun, was in unserer Macht steht. Gleichzeitig müssen wir die Nachhaltigkeit als Ganzes und die gesamte Wertschöpfungskette betrachten.
Sicherlich wird die Notwendigkeit, so schnell wie möglich mit einem begrenzten Geldbetrag in die Klinik zu gehen, nicht verschwinden – Zeit und Geld sind von entscheidender Bedeutung. Prozessänderungen nach der Zulassung sind schwierig, insbesondere für diejenigen, die Zelllinien benötigen, die auf maximale Produktivität ausgerichtet sind. Generell wird eine Kehrtwende hin zu mehr Nachhaltigkeit teuer werden.
Auch wenn viele Innovationen bottom-up von Start-ups und KMU kommen, lassen sich nicht alle Lösungen am besten von jedem Unternehmen einzeln entwickeln. Es besteht ein erheblicher Spielraum für eine branchenübergreifende Zusammenarbeit. Es besteht ein Bedarf an koordinierten und innovativen Projekten. Die Zusammenarbeit ist sowohl entlang der Wertschöpfungskette als auch branchenübergreifend erforderlich, um keine Chancen zu verpassen und die Vorteile der Skalierung zu nutzen.
Nichtsdestotrotz, und das ist das Wichtigste, sollte Nachhaltigkeit als Chance zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit gesehen werden und nicht als Kostenfaktor. Das Podium stimmte mit Martin Held von der ETH überein, als er feststellte, dass «Swissness» nach wie vor ein Synonym für Fairness, Präzision, Zuverlässigkeit und zunehmend auch für Nachhaltigkeit ist. Wenn wir es richtig anpacken und unsere Energien bündeln, kann «Swissness» zu einer neuen Pharmamarke werden, die für wirksame und nachhaltig produzierte Medikamente steht.
Übersetzung: Beatrice Huber, Leiterin Kommunikation und Marketing SATW, beatrice.huber@satw.ch
Hans-Peter Meyer (Expertinova AG), SATW Mitglied, Co-Leiter Themenplattform «Biotechnologie»