“Das Staunen ist der Anfang des Wissens“. Diesen Spruch hat mir in meiner Kindheit ein Klassenkamerad in ein Poesie-Album geschrieben (um die Jahrtausendwende gab es noch solche Bücher aus Papier, in welche Freunde gezeichnet und geschrieben haben) und diese Worte sind mir bei verschiedener Gelegenheit immer wieder eingefallen.
Ich glaube, dass wir alle das ganze Leben lang neugierig bleiben und Neues lernen sollten, denn Lernen bereitet viel Freude und das Erlernte (Erfahrung/Wissen/Intuition/...) erleichtert unser Leben. Und mit Lernen meine ich bei Weitem nicht nur die Inhalte, welche wir in der Schule, in einer Lehre oder einem Studium lernen. Für mich sind auch alle kleinen Alltagssituationen Lerngelegenheiten, und zwar besonders wirksame, wenn sie mit (Er-)Staunen und damit einer emotionalen Reaktion beginnen – ob positiv oder negativ.
Ich beginne beispielsweise einen Lernprozess, wenn ich mit Bewunderung zuhöre, wie poetisch jemand etwas ausdrückt oder mich mit Kopfschütteln frage, weshalb ein ärgerliches Missverständnis passiert ist. So lernen wir laufend und in vielen kleinen Schritten Freundschaften zu pflegen, andere Kulturen zu verstehen, eigenständig zu leben, Partnerschaften einzugehen, Wissen zu vermitteln, Hilfe zu leisten und vieles mehr.
Weil ich davon überzeugt bin, dass wir als Menschen alle irgendwelche Vorbilder benötigen, um uns Ziele zu stecken und uns weiterzuentwickeln. Vielen jungen Leuten fehlt es an Gelegenheiten, neue Kontakte mit Berufstätigen zu knüpfen, die über ihren bestehenden Familien- und Freundeskreis hinausgehen.
Im Rahmen des Mentorings bei Swiss TecLadies können Jugendliche verschiedene berufstätige Frauen kennenlernen sowie ein Vertrauensverhältnis zu ihrer Mentorin aufbauen, welche ihnen Zugriff auf ihre Erfahrungen und ihr Netzwerk gibt. Meine letzte Mentee habe ich beispielsweise mit einer Startup-Gründerin aus meinem Netzwerk ins Gespräch gebracht, damit sie niederschwellig ihre Fragen zum Thema Unternehmertum stellen konnte. Als Mentorin gewinne ich zudem Einblick in das Leben von Jugendlichen und lerne auch vieles von meiner Mentee.
Seid neugierig und fragt verschiedene Leute nach ihren Erfahrungen, damit ihr eure Unsicherheiten von verschiedenen Seiten beleuchten und ausleuchten könnt.
Habt keine Angst, dass euch ein bestimmtes Studium einen lebenslangen Beruf vorschreibt, denn es gibt sehr viele Möglichkeiten, sich neu zu orientieren und zudem viele Fähigkeiten, welche man von einem Bereich in andere mitnehmen kann.
Ausserdem finde ich es wichtig, dass man sich früh genug auch dem Erlernen von “Soft Skills” widmet, denn technisches Wissen ist in vielen Berufen bei Weitem nicht alles und wird voraussichtlich schneller durch Maschinen ersetzt werden als andere menschliche Fähigkeiten.
Für mich ist es wichtig, dass wir uns alle an der Gestaltung der Zukunft beteiligen können. Ich bin überzeugt davon, dass vielfältige Teams bessere Lösungen für Probleme finden können und dabei erst noch mehr Spass haben.
Die Gleichstellung in MINT-Berufen finde ich auch erstrebenswert, weil damit die Einseitigkeit der heutigen Vorbilder überwunden werden könnte - damit die nächste Generation sich noch freier entfalten kann bei der Berufswahl.
Die rasche Weiterentwicklung der verschiedenen Technologien. Ich kann täglich etwas Neues lernen, weil sich die Methoden und die Werkzeuge in der IT-Branche in einem atemberaubenden Tempo weiterentwickeln.
Es macht mir aber auch besonders Spass, wenn ich sehe, wie der Einsatz von neuen Technologien das Leben von Menschen erleichtert, beispielsweise indem ihnen mühsame, repetitive Tätigkeiten im Berufsalltag von einem Software-Roboter abgenommen werden können.
Für eine angenehme und offene Unternehmenskultur. Aus meiner Sicht sind es vor allem der Umgang miteinander und die Stimmung im Team, welche die Zufriedenheit von Mitarbeitenden in einem Beratungsunternehmen ausmachen.
Deshalb engagiere ich mich dafür, dass wir vertrauensvolle Kontakte und eine offene Unternehmenskultur pflegen und fördern, in welcher die Mitarbeitenden - Frauen und Männer - ihr Bestes geben und sich individuell weiterentwickeln können. Wir haben auch ein Career-Coaching-Programm, in welchem die Entwicklung jeder Person regelmässig mit einer/m Coach aus dem Team besprochen wird – unabhängig von Projekten und Projektleitenden. Zudem engagiere ich mich dafür, dass wir Frauen uns als Minderheit gegenseitig unterstützen und beispielsweise anlässlich von gelegentlichen Ladies Lunches unter uns über Themen, die uns beschäftigen, sprechen können.
Muriel Blum hat am Gymnasium Neufeld in Bern erste Programmierkenntnisse erworben sowie eine Maturaarbeit an der Schnittstelle von Mathematik, Informatik und Bildnerischem Gestalten geschrieben. An der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) hat sie Materialwissenschaften studiert und am Collège des Ingénieurs in Paris einen Master of Business Administration absolviert. Seit einigen Jahren lebt und arbeitet Muriel in Zürich.